Mit dem April verschwinden endgültig die klassischen Wintergemüse aus unserem Saisonkalender und machen Platz für den Frühling! Frühlingszwiebeln, Radieschen und Spargel sind im April neu dabei und der Rhabarber ist nun endlich vollends angekommen! Der perfekte Zeitpunkt also, das Knöterichgewächs etwas näher zu beleuchten. Bei Rhabarber scheiden sich die Geister. Der eine mag ihn, die andere nicht. Klar ist aber: Rhabarber ist ein sehr spannender Vertreter unseres Saisonkalenders und daher haben wir so einiges Wissenswertes im Gepäck für euch.
Aufgrund des süßlich-sauren Geschmacks und der häufigen Zubereitung in diversen Desserts und Süßspeisen, gilt Rhabarber allgemein als Obst. Botanisch gesehen ist das aber falsch. Demnach kommt die Staude aus der Familie der Knöterichgewächse und ist ein Gemüse. Es gibt sehr viele verschiedene Sorten von Rhabarber, die sich neben dem Säuregehalt, primär farblich von einem hellen grün, bis zu einem kräftigen rot unterscheiden.
Nur bis Johanni!
Geerntet wird das farbenfrohe Gemüse bis zum 24. Juni – der Johannistag oder auch einfach nur Johanni genannt. Der Tag ist seit jeher in der Landwirtschaft verankert, da er mit der Sommersonnenwende verbunden ist und ab diesem Tag die Tage kürzer werden. Genauso wie beim Spargel, bekommen die Pflanzen ab diesem Tag Zeit sich für die nächste Saison zu erholen und sich winterfest zu machen. Rhabarber lässt sich aber sehr gut einfrieren. Dafür am besten in Stücke schneiden abpacken und ab in die Kühltruhe! Wer die Staude selbst ernten will sollte dabei die richtige Technik berücksichtigen. Am besten reißt ihr die Pflanze mit einem Ruck heraus. Die Pflanze ist unterirdisch ausreichend verwurzelt, sodass sie erneut wachsen kann. Wenn ihr sie nur unten abschneidet, kann es der Pflanze schaden, da sie beginnen kann zu faulen. Übrigens: Rhabarber kann bis zu zwei Meter hoch werden!
Achtung Vergiftungsgefahr!
Beim Rhabarber gibt es jedoch noch einen weiteren sehr wichtigen Grund für den Erntestopp. Das Gemüse enthält von Natur aus sehr viel Oxalsäure. Die Säure ist in einigen Obst- und Gemüsesorten enthalten und ist in größeren Mengen giftig für den Menschen. Mit 450 Milligramm pro 100 Gramm ist der Oxalsäuregehalt von Rhabarber sehr hoch und steigt von Beginn der Saison, bis zum Ende immer weiter an. Ab Mitte Juni wird er also nicht nur geschmacklich immer säuerlicher, sondern ebenso giftiger. Aus diesem Grund sind auch nur die Stangen und nicht die Blätter genießbar, da die Blätter besonders viel der Säure enthalten. Die Säure wird über den Darm und die Nieren ausgeschieden. Menschen mit Nierenschäden sollten daher besonders vorsichtig sein. Oxalsäure fördert die Entstehung von Nierensteinen, Rheuma und Gicht.
Aber keine Sorge!
Doch keine Angst: Als gesunder Mensch und Rhabarber-Liebhaber dürft ihr die Staude natürlich weiterhin genießen! Ihr solltet lediglich darauf achten, dass ihr nicht zu große Mengen verzehrt und euch besonders bei rohem Rhabarber etwas zügelt. Durch das Kochen verliert der Rhabarber nämlich etwas Säure, da das wasserlösliche Oxalat ins Kochwasser übergeht. Entgegen einigen Rezepten für beispielsweise Rhabarber-Kompott solltet ihr das Wasser jedoch auf keinen Fall weiterverwenden, sondern abschütten. In vielen Rezepten wird dies nicht bedacht, sondern zusammen mit Speisestärke zum Eindicken verwendet.
Leicht und gesund durch den Frühling
Das säuerliche Gemüse hat aber auch klare Vorteile! Durch den hohen Säuregehalt enthält Rhabarber von Natur aus wenig Zucker und hat sogar weniger als 20 kcal auf 100 Gramm. Aufgrund des hohen Ballaststoffanteils sorgt er aber trotzdem für ein relativ langes Sättigungsgefühl. Wichtig beim Thema Fruchtsäure zu wissen: Um eure Zähne zu schützen, solltet ihr euch bis zu einer Stunde nach Verzehr nicht die Zähne putzen, da die Säure den Zahnschmelz angreift. Rhabarber ist zudem sehr reich an Vitamin C, was sowohl euer Immunsystem als auch die Mundflora unterstützt. Mit ganzen drei Vitaminen aus der B-Gruppe, nämlich B1, B2 und B6, unterstützt er zudem den Stoffwechsel und eure Nerven. Der hohe Ballaststofffehalt und der sekundäre Pflanzenstoff Anthranoid sorgen im Zusammenspiel für eine gute Verdauung.
Ihr seht: Wer Rhabarber im Frühling in Maßen genießt, braucht sich keine Gedanken machen. Im Gegenteil, ihr tut euch sogar etwas Gutes!
Bisschen Inspiration gefällig?
So ihr Rhabarber-Fans, natürlich haben wir nicht nur jede Menge Wissenswertes für euch. Wie jeden Monat darf auch ein wenig Inspiration nicht fehlen! Ein einfacher Erdbeer-Rhabarber-Kuchen ist natürlich immer ein Highlight, aber längst nichts Besonderes mehr. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Marmelade zusammen mit Rosenwasser, Marzipan und Amaretto oder einem Rhabarber-Tiramisu im Glas, zusammen mit etwas Orange? Für die warmen Tage wären auch eine leckere Eis-Varianten denkbar. Wir würden da an ein Rhabarber-Pistazien-Eis und/oder mit Vanille.
Für etwas Abwechslung könnt ihr ihn auch in herzhaften Gerichten verarbeiten. Eine Rhabarber-Rotweinsoße zu einem saftigen Stück Rind, karamellisiert in einem Salat oder in einem würzigen Chutney.
Die Getränkekarte darf natürlich auch profitieren: Ein frischer Rhabarber-Ingwer-Eistee beispielsweise oder ein leckerer Cocktail als Aperitiv mit selbstgemachtem Rhabarbersirup. Die Möglichkeiten sind riesig, probiert euch aus und kreiert einfach euren ganz eigenen Rhabarber-Hit des Jahres!