Felix Mayer im Weinkeller
Stammtisch
Stammtisch mit Felix Mayer
Die Weine von Felix Mayer stehen für ehrliche, eigenständige Weine fern ab von auf Erfolg getrimmten Massenprodukten. Von Bockenheim bis Bad Dürkheim reichen die Weinberge. Dünger und Herbizide sind hier fehl am Platz. Felix setzt auf Respekt und Einklang mit der Natur, ohne chemische Hilfsmittel. Im Weinberg hat er alle Hände voll zu tun, im Keller dagegen setzt er auf Ruhe und Beobachten.

Wie würdest du dich in 1–2 Sätzen beschreiben?
Ich liebe es jeden Tag etwas Neues zu machen und das emotional. Mein Beruf soll so sein, dass ich keinen Urlaub davon brauche und genau das zieht sich durch meinen Alltag: Immer etwas Neues hinzufügen, überdenken, keine eingefahrenen Strukturen und Träume formen.


Dein erster Wein, der der dich selbst so richtig begeistert hat?
Das war ein unfiltriert gefüllter Chardonnay. Mein Papa war schon immer sehr konventionell und filtrierte damals die Säfte sehr hell, da man es so machen musste. Dann kam ich und fand trüben Apfelsaft sehr geil und fragte mich, warum man denn irgendetwas von dem exzellenten Produkt, den Wein, wegnehmen muss. Nein, Trauben einfach pressen, ins Fass und daraus wurde der Chardonnay North South. Dieser musste damals dann abgestuft werden zu Landwein, was ein Drama war. Was sollten nur die Leute denken?!


Schon früh mutig also. Und die Augen der Verkoster?
Ja. ;-) Der Wein hat einen absoluten Wow-Effekt. Wenn der Wein trüb aus der Flasche kommt, sich im Glas entwickelt und die Menschen mega überrascht sind. Gerade haben wir einen roten Grauburgunder z.B. auf den Markt gebracht. Die dunkle Flasche kommt, der Gast erwartet Weißwein und dann kommt roter Wein ins Glas.


Ist deutscher Wein spannender als der typische Franzose oder Italiener?
Das ist nicht abhängig vom Ort und der Rebsorte, sondern für mich ist der Kopf dahinter entscheidend. Wenn dieser verspielt ist und man immer Kind bleibt, schafft man aus sämtlichen Trauben coole neue Sachen. Wir haben z. B. einen Kerner, der eigentlich total verpönt ist, der aber jetzt mega ankommt, weil wir ihn verspielter werden lassen.

Pärchenzeit: Wein und gutes Essen ein Muss?
Zu einem perfekten Abend gehört ein toller Wein, denn dieser kann das Essen richtig spannend ergänzen. Außerdem ist es eine Königsklasse, wenn alles auf dem Tisch zusammen harmoniert.


Müsste die Gastro oder auch der Gast mutiger und neugieriger werden?
Oh ja. Gerade Hamburg z.B. trinkt bestimmt 80% der deutschen Grauburgunder. Ich glaube, dass es wichtig ist den Winzer zu verstehen und auch wenn der Wein vielschichtig ist, er darf nicht überfordern. Thema Orange Wein. So viele Kollegen hatten diesen Weintrend überreizt. Die Letzte Ausfahrt muss immer Genuss bleiben.


Woran kann es hängen, dass Gäste nicht zu Naturwein greifen?
An der Angst des Personals. Oft können sie nicht viel über die Weine sagen und haben dann Angst von Gästen gefragt zu werden, daher empfehlen sie nur das Bekannte.


"Bier auf Wein, das lass sein!" Kannst du dem zustimmen?
Wir sagen immer: der Körper muss im Gleichgewicht sein und deshalb muss auch der PH-Wert stimmen. ;-)
Deshalb: zwischen viel Wein gehört auch Bier. Wir haben z.B. eine nette Winzerrunde, wo immer die letzte Runde eine Flasche Bier ist.


Erzähl uns mehr zum Wein-Camp!
Ich selbst campe sehr gerne. Da ich alle 6-7 Tage Pflanzenschutz in den Weinbergen spritzen muss, kann ich im Sommer nie lange in den Urlaub fahren. Also bin ich immer 2 Nächte schnell weggefahren. Man kommt easy ins Gespräch und lernt immer nette Menschen kennen. Dann kam eins zum anderen und so stolperte ich über das Landvergnügen. Mein Traum wäre es, wenn sich 5 Camper verabreden und ein Wochenende bei mir neben dem Weinberg urlauben. Dazu gibt es Weinverkostung, Kellerführung, Essen und mega Sonnenuntergänge.

Du hast für jeden deiner Weine eine Rubrik geschaffen. Easy Daydrinking, Easy Foodparing, die Schmutzigen. Glaubst du in der Gastro braucht es mehr Orientierung bzgl. Weine?
Oh ja. Ich möchte gerade ein Memo aufnehmen mit einer einfachen Weinbeschreibung, kurz und lang. Länger wären dann Infos wie Verarbeitung, die Idee, wie sieht die Zukunft unseres Weins aus etc. Als Memo und auf Spotify, so dass interessierte Gastronomen einfach draufklicken können und sich Wissen aneignen können.


Kommen wir zu deinen ungewöhnlichen Weinbeschreibungen wie "Nimm-2-Bonbon mit kandiertem Ingwer. Wie kommst du auf sowas?
;-) Ich arbeite da gern mit Nils Lackner von der schönen Insel Sylt zusammen. Gerade Nils ist als Sommelier mega frech und kann richtig einfach beschreiben, wie die Emotionen unserer Weinproben auf der Zunge anfühlen. Steif, VDP-mäßig kann jeder seinen Wein anpreisen, darauf hab ich aber keine Lust.


Welcher deiner Weine ist dein Favorit?
Gerade ist es der rote Grauburgunder, da er so mega ungewöhnlich ist. Nach dem Motto: Jugend forscht, ist der Wein echt ein Highlight.

 

"Die letzte Ausfahrt muss immer Genuss sein"

Bettina
Alle Beiträge anzeigen