Regional im Juni
Gaumenfreude
Regional im Juni
Der Juni ist da und er hat den Sommer im Gepäck! Für unseren Saisonkalender heißt das natürlich auch wieder jede Menge Neuigkeiten und aufgrund der Vielzahl, haben wir uns unsere Favoriten des Monats herausgepickt. Genauer beleuchten werden wir die Arzneipflanze des Jahres 2009: Fenchel!

Da ist was los!
Der Sommer kommt und damit auch eine Vielzahl an saisonalem und regionalem Gemüse! Über die Sommermonate suchen wir uns jeden Monat unsere acht Highlights heraus und beleuchten wie gewohnt eines davon nachfolgend genauer. Der Juni hat also deutlich mehr zu bieten als die acht Gemüse, die ihr auf den Bildern seht. Die bereits bekannten Vertreter aus dem Mai, nämlich Blumenkohl, Brokkoli, Frühlingszwiebeln und Radieschen, haben noch immer Saison. Rhabarber und Spargel ebenfalls, allerdings laufen diese, wie wir bereits gelernt haben, zum 24. Juni aus. Die Bärlauch-Saison ist für dieses Jahr jedoch vorbei!

Unsere Saison-Favoriten im Juni sind:

  • Erbsen
  • Fenchel
  • Mangold
  • Rote Bete
  • Salatgurke
  • Spitzkohl
  • Tomate
  • Zucchini

Neben diesen Acht gibt es aber auch noch weitere Saisonstarter. Ebenso dabei sind Bohnen, Kohlrabi, Karotten, Sellerie, Spinat und Wirsing. Zusätzlich haben sehr viele Salatsorten Saison. Batavia, Rucola, Lollo Bionda, Lollo Rosso, Eichblatt-, Eisberg-, Endivien-, Romana- und Kopfsalat sind über die Sommermonate ebenfalls regional verfügbar.

Von klein auf…
Fenchel ist häufig nach der Muttermilch der erste andere Geschmack, den Kleinkinder kennenlernen. Fencheltee ist bei stillenden Müttern sehr beliebt, da er die Milchproduktion anregen soll. Wissenschaftlich belegt ist diese Wirkung aber nicht. Es wird eher vermutet, dass das Fenchelöl über die Muttermilch weitergegeben wird, was den Appetit des Säuglings anregt und stärker saugen lässt. Ein weiterer Pluspunkt der über die Muttermilch aufgenommenen Stoffe, ist die beruhigende Wirkung auf die Verdauung. Fencheltee oder auch Säuglingstee, welcher ebenfalls Fenchel enthält, ist besonders hoch im Kurs bei Säuglingen und Kleinkindern. Er kann direkt im Fläschchen oder auch im Brei vermischt gegeben werden.

Eins, zwei oder drei?
Es wird grundsätzlich zwischen drei Fenchelsorten unterschieden:

  • Gemüse-, Knollen- oder Zwiebelfenchel
  • Gewürz- oder Süßfenchel
  • Bitter- oder Wilder Fenchel

Der Gemüsefenchel wird, wie der Name schon sagt, als Gemüse verwendet. Ist also in einem Rezept von Fenchel die Rede, ist diese Sorte gemeint. Er ist heute wohl die bekannteste Sorte, allerdings auch die jüngste. Der Knollenfenchel entstand durch eine Kreuzung zweier wildwachsender Sorten.

Der Gewürzfenchel wird primär in Frankreich angebaut. Seine süßlich schmeckenden Früchte werden vor allem zum Würzen von Fleisch und Fisch genutzt. Die Pflanze ist im Vergleich zu den anderen beiden Sorten sehr robust, benötigt daher nicht viel pflege und ist sogar frostsicher. Im Gegensatz zum Gemüsefenchel bildet der Gewürzfenchel keine Knolle aus. Der typische Fenchelgeschmack steckt bei dieser Sorte in den Früchten bzw. den Samen. In den Samen sind dann auch die ätherischen Öle enthalten, weshalb sie unter anderem für die Herstellung von Tee verwendet werden.

Der wildwachsende Fenchel lässt sich überwiegend in südlichen und südöstlichen Regionen finden. Besonders in Indien ist der wilde Fenchel verbreitet. In Europa lässt er sich beispielsweise in der Toskana in Italien finden. In Deutschland wird er entweder speziell angebaut oder ist in der Nähe von alten Klostergärten zu finden. Benediktinermönche brachten die Pflanze im 9. Jahrhundert nämlich nach Deutschland. Fenchel wurde auf unserem Breitengrad zwar bereits von den Römern als Heilpflanze und Gewürz verwendet, zu uns kam er aber erst im Mittelalter.

Die Arzneipflanze des Jahres!
Im Jahr 2009 wurde Fenchel zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Arzneilich genutzt werden der Bitter- und der Süßfenchel. Die Früchte enthalten jede Menge ätherische Öle wie trans-Anethol, Fenchon und Estragol. Die ätherischen Öle lösen Muskelkrämpfe und beruhigen den Magen. Sie helfen daher beispielsweise bei Blähungen. Das Öl in den Fenchelsamen wirkt aber auch antibakteriell und kann Atembeschwerden lindern. So hilft es bei Husten zum Beispiel den Schleim zu lösen.
Das Gemüse wird auch oft als Frauenfenchel bezeichnet. Wie bereits erwähnt soll Fenchel helfen, die Milchproduktion bei stillenden Müttern anzuregen. Das ist aber noch nicht alles! Fenchel hilft ebenfalls die Beschwerden in den Wechseljahren zu lindern und Unterleibsschmerzen zu beruhigen.
Fenchel enthält aber auch jede Menge Mineralstoffe und Vitamin C. 100 g Fenchel hat sogar doppelt so viel Vitamin C als 100 g Orangen. Auch für Diäten ist Fenchel ideal geeignet. Er ist sehr ballaststoffreich, was für eine langanhaltende Sättigung sorgt.

Andere Länder, andere Sitten!
In der indischen Küche werden vom Fenchel vor allem die Samen als Gewürz verwendet. Ebenfalls beliebt sind sie als Snack zum Kauen, wobei sie dafür mit Zucker überzogen werden. Die Snack-Mischung wird „Mukhwas“ genannt, was so viel heißt wie „frischer Atem“.
In Europa ist Fenchel besonders in Italien beliebt. Stolze fünf Kilogramm jährlich essen die Italiener in etwa pro Kopf. Dort wird auch sehr oft der Gemüsefenchel genutzt, um daraus leckere Pastagerichte zu kochen oder mit Reis oder Fleisch zu kombinieren. Als Antipasti-Variante ist Fenchel ebenfalls beliebt.

How to Fenchel
Da sowohl der Knollenfenchel als Gemüse als auch die Samen als Gewürz verwendet werden, hat Fenchel diverse Anwendungsmöglichkeiten in der Küche. Als Gewürz kann Fenchel beispielsweise für Fisch, Fleisch, Suppen, Wurst oder auch Brot verwendet werden. Die Speisen erhalten so eine ganz neue Note, die an Anis, Sternanis, Lakritze und Estragon erinnert. Diese Gewürze und Kräuter lassen sich übrigens auch sehr gut kombinieren oder ersetzen sich teilweise sehr gut!

Die Knolle passt natürlich besonders in die italienische bzw. mediterrane Küche. Fisch, Meeresfrüchte, Paprika und Knoblauch sind ideale Gegenspieler zu Fenchel. Kombiniert mit Tomaten kann sogar das Anisaroma etwas gelindert werden. Fenchel kann aber auch sehr gut roh in Salaten verwendet werden. Sei es als Beilage oder auch als Hauptkomponente zum Beispiel mit Chicorée und Äpfeln. Genauso gibt die Verbindung mit Rotkohl, Walnüssen und Feige eine gute Figur ab. Für die Kombination mit Früchten eignen sich ebenso Orangen, Birnen oder gar Grapefruit.

In gegarter Form schmeckt Fenchel zum Beispiel in einem Auflauf, im Ofen- oder Grillgemüse, als Beilage zu einem Stück Seelachs, in verschiedenen Pastagerichten oder auch gefüllt mit Hackfleisch und Bulgur oder Reis, ähnlich einer gefüllten Paprika oder Zucchini. Wenn ihr es etwas asiatischer mögt, dann integriert die Knolle einfach in euer Curry, zusammen mit Paprika und Karotten beispielsweise.

Übrigens: Die Fenchelknolle lässt sich restlos verwerten! Das Fenchelgrün könnt ihr beiseitelegen, während ihr die Knolle halbiert, den Strunk entfernt und nach belieben zubereitet. Um unangenehmes Knirschen am Tisch zu verhindern, solltet ihr aber daran denken die Knolle gut zu waschen, da sich gerne Sand in den Schichten absetzt. Ebenso könnt ihr die äußeren Blätter gegebenenfalls entfernen, da sie zusätzlich ziemlich bitter sind. Aus dem Fenchelgrün könnt ihr nun verschiedene Sachen machen. Nutzt es wie Petersilie als Topping-Gewürz für das eben genannte Curry, für Fleisch und Fisch oder auch Salat und Gemüse. Eine weitere erfrischende Idee wäre noch ein Pesto aus den grünen Stängeln zu zaubern.

Wie ihr seht, Fenchel ist ein wirkliches Allroundtalent – sowohl arzneitechnisch als auch kulinarisch. Probiert euch in der Küche einfach etwas aus und traut euch, euren Gerichten ganz neue Geschmacksnuancen zu verleihen.

Timo
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