Du bist Master of Wine. Erkläre uns bitte, was der Unterschied zum Sommelier ist!
Ich habe auch mal als Sommelier gearbeitet, darum kenne ich beide Welten sehr gut. „Sommelier“ ist eine Berufsbezeichnung und meiner Meinung nach sollte man als Sommelier auch im Restaurant arbeiten. Dort ist man dann für die Weinkartengestaltung und den Getränkeservice zuständig. Der Master of Wine ist eine Qualifikation, die nur rund 420 Menschen aus 30 Ländern tragen. Um ein Master of Wine, oder kurz MW, zu werden, muss man in einer enorm schweren Prüfung sein Fachwissen unter Beweis stellen und 36 Weine anhand von Geruch und Geschmack erkennen.
Der erste Tropfen Wein deines Lebens war ein …?
Ich komme aus NRW und da wird man mit Bier getauft und nicht mit Wein. Der erste Wein war wahrscheinlich eher etwas Mittelmäßiges, direkt aus der Flasche.
Der häufigste Fehler, der beim Weintrinken gemacht wird und weswegen sich bei dir die Nackenhaare aufstellen?
Beim Trinken kann man nicht viel falsch machen. Ich nehme es sehr ernst mit der Wahrheit und darum rege ich mich über selbstbewusst vorgetragenes Halbwissen auf. Davon gibt es weiterhin zu viel. Ich erwarte nicht, dass jeder alles weiß über Wein, denn davon bin ich selbst weit entfernt.
Wenn du dich in diesem Moment auf einen Wein festlegen müsstest und keinen anderen mehr trinken dürftest in deinem Leben, welcher wäre es?
Da würde ich stattdessen lieber gar nichts mehr trinken. Wein ist Wandel, Komplexität und Vielfalt. Jeden Tag an demselben Wein zu nippen wäre nichts für mich … Da würde ich eher auf Tee umsteigen.
Wo liegt der feine Unterschied zwischen Perl- und Schaumwein?
Der wichtigste Unterschied ist der Druck in der Flasche. Perlwein hat 1-2,5 Bar Druck und beim Schaumwein prickelt es mehr mit über 3 Bar Druck. Schaumweine werden in der Regel unter einer Agraffe verschlossen und auf sie entfällt in Deutschland eine Sektsteuer in Höhe von 1,02 Euro pro Flasche.
Deine persönlich bevorzugte Weinregion?
Puh, eine Lieblingsregion habe ich nicht. Ich beschäftige mich beruflich viel mit Kalifornien, der Pfalz und der Loire. Aber eigentlich finde ich immer die nächste unbekannte Region, die es zu entdecken gibt, am spannendsten!
Gibt es etwas, dass du deinem jugendlichen Ich gern sagen würdest?
2007 habe ich angefangen, mich mit Social Media zu beschäftigen. Wenn ich damals voll auf YouTube gesetzt hätte und bei Instagram von Anfang an voll mit dabei gewesen wäre, dann hätte ich bis heute noch mehr Menschen für Wein begeistern und meine letzten Jahre dokumentieren können. Außerdem hätte ich dann heute sicher eine noch größere Followerzahl auf YouTube und Instagram. Von daher wäre mein Rat: „Junge, verbring noch mehr Zeit im Netz!“ … Das würde ich meinen Kindern aber nicht raten.
Kommen wir mal zum Thema Wein als Anlagegut. Welche Weine sollte man sich in den Keller legen, wenn man Millionär werden möchte? ;-)
Beim Investment sollte man auf die bekannten Häuser setzen: Lafite, D.R.C., Pétrus und Co. Oder man riskiert was und setzt auf deutschen Eiswein … Davon wird es in Zukunft mit großer Wahr-scheinlichkeit immer weniger geben.
Wein und Nachhaltigkeit gehen zusammen einher. Welche 4 Trends siehst du für die Wein-Zukunft?
Ich glaube, dass sich Weingüter in Zukunft mehr Gedanken machen müssen über das Gewicht ihrer Flaschen und die Einführung von Mehrwegflaschen. Low Alcohol und No Alcohol wird sicher an Bedeutung zunehmen und die Qualitäten werden hoffentlich deutlich steigen. Nordeuropäischer Weinbau wird auch ein größeres Thema werden. Bereits heute wird zum Beispiel in Belgien, Schweden und Polen Wein gemacht. Davon werden wir in Zukunft noch mehr hören. Ich glaube daran, dass die digitale Vermarktung für Winzer und Handel in Zukunft immer weiter an Bedeutung zunimmt. Wein hat viele Geschichten zu erzählen, warum sollte man diese nicht online teilen?
Was sagst du? Wein in Flaschen oder Wein in recyceltem Material wie Kartonagen? Wie wirkt sich letzteres eigentlich auf den Geschmack aus?
Die Glasflasche hat sich als Gebinde durchgesetzt und ist gerade für Weine, die lagern sollen, aktuell unverzichtbar. Aus ökologischer Sicht sind aber Dosen, Bag-in-Box und Kartons unter Umständen besser. Die Herausforderung liegt hier sicherlich darin, dass Wein ein Kulturgut ist und gerade von den Riten und Gewohnheiten um den Wein herum lebt. Man kann nicht einfach den Sassicaia ins Tetra Pak füllen und denken, das fällt niemanden auf.
Kein Bier vor 4, kein Wein vor …?
Ob Bier, Wein oder Schnaps – ich trinke erst ab 6. Vorher wird fleißig gespuckt.